Dieselmotor springt nicht an
Aus /8-KnowHow
K (Name auf Wunsch von Michael umgestellt) |
K (Link aktualisiert und textliche Ergänzung) |
||
Zeile 68: | Zeile 68: | ||
[[Datei:Diesel springt nicht an-05.jpg]] | [[Datei:Diesel springt nicht an-05.jpg]] | ||
- | *Außerdem sitzt im Armaturenbrett das '''Vorglührelais'''. Wenn dieses defekt ist, glüht der Wagen gar nicht mehr vor (auch die Vorglühanzeige unter dem Kombiinstrument leuchtet dann nicht). Wenn dieses Vorglührelais festbrennt wird es sehr heiß und es kann auch die Batterie leer saugen. Das Relais sitzt bei meinem Auto links unter dem Tacho, hat einen 5poligen Stecker und ist silber. Es hat eine Halterung zum Festschrauben. Auf dem Relais steht SK 9163 und folgende Teilenummer: [http:// | + | *Außerdem sitzt im Armaturenbrett das '''Vorglührelais'''. Wenn dieses defekt ist, glüht der Wagen gar nicht mehr vor (auch die Vorglühanzeige unter dem Kombiinstrument leuchtet dann nicht). Wenn dieses Vorglührelais festbrennt wird es sehr heiß und es kann auch die Batterie leer saugen. Das Relais sitzt bei meinem Auto links unter dem Tacho, hat einen 5poligen Stecker und ist silber. Es hat eine Halterung zum Festschrauben. Auf dem Relais steht SK 9163 und folgende Teilenummer: [http://teilesuche.mercedes-benz-classic.com/parts/A0015451832 A0015451832]. |
- | *Eine modernere Version sind die Beru '''Schnellglühkerzen'''. Sie haben als Verbindung untereinander nur einfache Kabel. Es gibt auch die Masseverbindung an der letzten Kerze nicht. Wenn eine ausfällt arbeiten die anderen drei trotzdem weiter. Das Vorglühen dauert nur 10 Sekunden | + | *Eine modernere Version sind die Beru '''Schnellglühkerzen'''. Sie haben als Verbindung untereinander nur einfache Kabel. Es gibt auch die Masseverbindung an der letzten Kerze nicht. Wenn eine ausfällt arbeiten die anderen drei trotzdem weiter. Das Vorglühen dauert normal nur 10 Sekunden. Wenn bei den Schnellstartkerzen eine defekt ist, dauert es länger bis der Glühüberwacher leuchtet und er wird auch nicht so hell leuchten. |
[[Datei:Diesel springt nicht an-06.jpg]] | [[Datei:Diesel springt nicht an-06.jpg]] |
Version vom 07:51, 22. Sep. 2016
"Ein Diesel springt an und dann läuft er auch vernünftig, oder er springt gar nicht an..." Damit er läuft braucht er vor allem Sprit und Kompression. Auch wenn man im Sommer meist zurecht kommt, im Winter kann es schon mal knapp werden. Auch ein schwächerer Motor springt an, wenn der Anlasser gut dreht, der Sprit sauber eingespritzt wird und die Vorglühanlage einwandfrei arbeitet. Deshalb eine sinnvolle Fehlersuche:
Ist es ein Spritproblem?
Benzinpumpe - Luft im System - Filter verstopft - Verschmutzung - Tank versifft
Ist es ein Elektrikproblem?
Batterie zu schwach (kaputt, zuwenig Wasser oder Ladeproblem) - Anlasser dreht zu langsam - Stromleitungen korrodiert oder lose - Zu schwache Masse (Korrosion) - Starterzug falsch eingestellt - Vorglühanlage
Ist der Motor nicht in Form?
Mangelnde Kompression - Zu dickes Öl - Einstellung Stupsgestänge - Einstellung Förderbeginn
Sprit- und Einspritzanlage:
Am Tank sitzt der Tankgeber. Der Diesel wird von der Spritpumpe (Förderpumpe) angesaugt und wird von dort in den Dieselhauptfilter gefördert. Von hier wird er in die Einspritzpumpe geleitet und gelangt dann über die vier Metallleitungen in die Düsen, die ihn in die Vorkammern des Zylinderkopfes drücken.
Außerdem gibt es jeweils an den Düsen (die schwarzen Gummileitungen), dem Filter und zum Tank Entlüftungs- / Rücklaufleitungen. In und hinter der Einspritzpumpe herrschen große Drücke, sodass Dichtigkeit sehr wichtig ist. Die Anlage sollte in einer logischen und praktikablen Reihenfolge durchgeprüft werden.
Zuerst testet man ob überhaupt Sprit bis zum Filter kommt. Dazu die dicke Entlüftungsschraube obendrauf lockern und dann mit dem Handrad an der Benzinpumpe (seitlich an der Einspritzpumpe) Sprit hochpumpen (Handpumpe: großen Kunststoffdeckel links rum aufdrehen und dann pumpen). Kommt kein Sprit am Filter ist die Spritpumpe defekt, eine Leitung verstopft oder der Filter im Tank zugesetzt. Die Spritpumpe wird angetrieben durch eine Welle aus der Einspritzpumpe. Fördert die Spritpumpe nicht kann man die winzigen Filter in der Spritpumpe überprüfen. Eine Austauschpumpe ist relativ bezahlbar.
Weil das Bild oben eine Version mit dem Dieselhauptfilter aus einem W123 zeigt hier noch die Originalausführung im Bild:
Ein weiterer Test, ob Sprit bis in die Einspritzpumpe kommt: Auf der Einspritzpumpe sitzt das Überstromventil (zwischen dem roten Öldeckel und der letzten Leitung zu den Düsen). Dies ganz herausdrehen. Wenn dort beim starten Sprit kommt ist die Anlage bis vor die Einspritzpumpe in Ordnung.
Wenn der Sprit also über den Hauptfilter bis in die Einspritzpumpe kommt, prüft man ob diese das Problem sein könnte. Für genaue Daten müssen natürlich Messgeräte her, aber eine grundsätzliche Funktionsprüfung ist angesagt: Jeweils einzeln die Leitung an den Einspritzdüsen anlösen und prüfen ob beim Starten (oder pumpen) Sprit rauskommt. Das sind übrigens keine allzu großen Mengen!
Nächster Schritt wäre es, die Düsen rauszudrehen und wieder mit einem Startversuch zu prüfen, ob sie Sprit spritzen. Allerdings sind die Düsen ohne Spezialschlüssel schwer rauszubekommen. Für wirklich aussagekräftige Ergebnisse bräuchte man auch hier Messgeräte.
Achtung: Wenn gelöste Leitungen danach nicht wieder superdicht werden, handelt man sich ein neues Problem ein:
Falsche Luft: Wenn irgendwo an den Leitungen und Verbindungen Sprit austritt, kann an der gleichen Stelle auch Luft reinkommen. Das ist ein übles Problem, weil eine kleine Undichtigkeit bereits großen Ärger verursacht. Alle Leitungen festziehen und Dichtungen erneuern. Auf den Düsen und auf der Pumpe sind die Leitungen ohne Dichtungen verschraubt. Also prüfen ob sie fest sind und gerade aufsitzen. Die Leitungen an der Spritpumpe und am Filter haben teilweise Dichtungen, die man erneuern kann. Unter den Düsen sitzen Dichtplättchen.
Die Rücklaufschläuche zwischen den Düsen sind nur aufgesteckt. Sie können nach Jahren porös werden und Luft ziehen. Da sie als billige Meterware zu bekommen sind, sollte man sie bei Spritproblemen auf jeden Fall auswechseln.
Die Spritanlage ist auch sehr empfindlich gegen kleine Schmutzpartikel. Also unbedingt den großen Spritfilter wechseln (und danach entlüften) und beim Arbeiten auf Sauberkeit achten. Olle und rostige Tanks können auch Ursache für Dreck im System sein (oben erwähnten Zusatzfilter einbauen und Tanksieb überprüfen).
Ergänzung
Möglicherweise sind die Gummidichtringe an den Rohrstutzen der Einspritzpumpe undicht. Wie diese ersetzt werden beschreibt Stefan mit in diesem bebilderten Forenbeitrag recht anschaulich.
Stromkreislauf:
Der Anlasser hat 2,6 PS und muß schon gut drehen, um die Maschine in Bewegung zu bekommen. Macht er das nicht, sollte man es erst mal mit Anschleppen versuchen. Springt der Motor dann sofort an ist das Problem vermutlich im Bereich Elektrik zu suchen:
- Schwache Batterie (88Ah): Kann man im Fachgeschäft messen lassen. Ersatz kostet ca. 80 Euro. Erste Hilfe durch Starthilfe mit dicken Kabeln und starker Spenderbatterie. Oder die Batterie ist gut, aber die Lichtmaschine lädt die Batterie nicht richtig. Ursache können Lima oder Regler sein. Eine Batterie mit zuwenig Wasser kann auch nicht korrekt arbeiten.
- Schwacher Anlasser: Zuerst alle Kabelverbindungen auf Korrosion überprüfen, insbesondere Batteriepole und dicke Anlasserleitung. Auch die Masse kann ein Problem sein. Der Anlasser selbst bekommt seine Masse normalerweise durch ein Masseband an der Getriebeverschraubung. Bei alten (korrodierten) Fahrzeugen kann das zu wenig sein. Helfen kann hier eine zusätzliche (dicke) Masseleitung von der Batterie zum Motorblock. Manchem Anlasser hat auch ein zerlegen, reinigen und fetten schon etwas geholfen. Die Kohlen sollten auch fit sein, halten aber viele Jahre. Wenn alles nicht hilft ist eine echte Überholung (beim Autoelektriker?) fällig.
- Starterzug: Der Anlasserknopf hat beim Rausziehen etwa nach der Hälfte einen starken Widerstand. Hier ist die Vorglühstellung. Zum Starten muß er dann ganz rausgezogen werden. Dabei wird einerseits der Strom geschaltet und andererseits an der Einspritzpumpe die Starteinstellung aktiviert. Dies kann man überprüfen: Ein Helfer drückt an der Einspritzpumpe mit einem Schraubenzieher beim Starten zusätzlich gegen den Zug. Wenn jetzt ein besseres Startverhalten da ist, sollte man den Zug neu einstellen.
- Vorglühanlage: sie heizt den Brennraum vor, damit das komprimierte Luft-Diesel-Gemisch im kalten Zylinder besser zünden kann. Bei den normalen Glühkerzen dauert es ca. eine Minute bis die Vorglühanzeige (der Salzstreuer) am Armaturenbrett hell aufleuchtet und die Kerzen ebenso gut glühen. Leuchtet die Anzeige plötzlich schneller und heller als gewohnt ist eine Glühkerze defekt oder die Stromschiene (Wendeldrähte zwischen der Kerzen) lose. Hat eine Kerze einen Totalausfall arbeiten die anderen auch nicht mehr! Für einwandfreies Glühen muß die letzte Kerze am Motor eine Masseverbindung haben.
- Und dann gibts in einem kleinen schwarzen Kästchen auf einem Blech an dem Innenkotflügel eine Extra-Vorglühsicherung. Die sollte man auch noch überprüfen / überbrücken wenn er nicht glühen will.
- Außerdem sitzt im Armaturenbrett das Vorglührelais. Wenn dieses defekt ist, glüht der Wagen gar nicht mehr vor (auch die Vorglühanzeige unter dem Kombiinstrument leuchtet dann nicht). Wenn dieses Vorglührelais festbrennt wird es sehr heiß und es kann auch die Batterie leer saugen. Das Relais sitzt bei meinem Auto links unter dem Tacho, hat einen 5poligen Stecker und ist silber. Es hat eine Halterung zum Festschrauben. Auf dem Relais steht SK 9163 und folgende Teilenummer: A0015451832.
- Eine modernere Version sind die Beru Schnellglühkerzen. Sie haben als Verbindung untereinander nur einfache Kabel. Es gibt auch die Masseverbindung an der letzten Kerze nicht. Wenn eine ausfällt arbeiten die anderen drei trotzdem weiter. Das Vorglühen dauert normal nur 10 Sekunden. Wenn bei den Schnellstartkerzen eine defekt ist, dauert es länger bis der Glühüberwacher leuchtet und er wird auch nicht so hell leuchten.
Motorschwächen:
- Mangelnde Kompression: Wenn die Kompression unter 18bar liegt, hat man bei kaltem Wetter schlechte Karten. Gut sind Werte ab 20 mit nicht zu großen Unterschieden zwischen den einzelnen Zylindern. Sehr gut sind Werte um 23/24bar. Ein solcher Motor springt auch bei 0°C ohne Vorglühen nach einiger Zeit an.
- Dickes Öl heißt schwergängiger Motorlauf. Ein Ölwechsel kann bei Startproblemen helfen. Man kann einem schwächelnden Motor bessere Startbedingungen verschaffen, indem man im Winter frisches 10W40 einfüllt.
- Im Übrigen kann man natürlich auch die Einstellung der Motorregulierung optimieren. Zum einen ist ein richtiger Förderbeginn der Einspritzpumpe wichtig. Hierzu wird die komplette E-Pumpe verdreht und mittels Teströhrchen ermittelt, wann der erste Zylinder den Sprit eingespritzt bekommt. Das verstellt sich also nicht mal eben. Die Einstellung ist kompliziert und aufwendig. Zum anderen kann die Einstellung des Stupsgestänges überprüft werden. Auf den Seiten von Christian Dannert findet sich hierzu eine gute Anleitung: www.roststopp.de
- Auch eine Ventileinstellung kann helfen die Startbedingungen zu verbessern.
- Einspritzdüsen können vom Fachmann (Boschdienst, Dieselspezies...) auf ihre Leistungsfähigkeit überprüft werden.
- Noch nicht erwähnt wurde der Luftfilter. Er sollte gereinigt werden, wenn man Probleme hat. Undichtigkeiten am Einlasskrümmer können ebenfalls Problemchen bereiten. Allerdings ist beim Starten eh ein fetteres Gemisch (also weniger Luft) gefragt.
Anhang:
- Eine kalte Batterie liefert erheblich weniger Leistung, als eine warme. Deshalb kann es eine sinnvolle Notmaßnahme sein, die Batterie nachts in der warmen Wohnung zu lagern und erst morgens vor dem Start wieder ins kalte Fahrzeug zu montieren. Im übrigen sollten Startversuche in großen Abständen (1 Minute) erfolgen um die Batterie zu schonen.
- Als grundsätzliche Maßnahme gegen Schmutz im Spritsystem sollte man vor der Spritpumpe in die Leitung vom Tank einen handelsüblichen Kraftstoffilter einbauen (bei mir sitzt noch zusätzlich einer zwischen Spritpumpe und Dieselhauptfilter).
- Immer wenn man an den Spritleitungen gearbeitet hat (oder man den Wagen leergefahren hat) muß die Anlage entlüftet werden. Es ist dann Luft im Spritsystem. Abhilfe: Entlüftungsschraube auf dem Dieselhauptfilter öffnen und mit Anlasser oder Handpumpe 1 Minute Sprit pumpen (aber das ist siffig!).
Diese Handpumpe gibt es nur noch in einer anderen Ausführung als Ersatzteil:
Der Kraftstoff Diesel ist übrigens heutzutage immer gut genug. Die Zeiten, in denen man im Winter Benzin beimischen musste, damit er nicht ausflockt, sind definitiv vorbei. Benzinbeimischungen bis 20% sind trotzdem zulässig. Und Benzin ist zündfähiger als Diesel. Wenn man seinen Motor bereits abgeschrieben hat und ihn nur noch ein paar Wochen anbekommen möchte kann man mit Startpilotspray die Zündfähigkeit des Gemisches verbessern. Letztendlich kann man da alles mögliche einsprühen. Ein Schrotthändler, den ich kannte, nahm alte Farbsprühdosen. Motto: Hauptsache funzt irgendwie. Beim Startpiloten leidet aber langfristig der Motor.
Ein Wechsel auf die Schnellglühkerzen ist übrigens empfehlenswert, wenn man den Wagen auch im Alltag nutzt. Das Vorglühen dauert dann 10 Sekunden, statt eine ganze Minute. Die Schnellglühkerzen sind parallel geschaltet, im gegensatz zu den herkömmlichen Kerzen, die in Reihe geschaltet sind. Die Widerstandsbrücken (also die dicken Metallwendel, die die normalen Kerzen verbinden) fallen bei den Schnellkerzen weg. Statt dessen kommen dicke Verbindungskabel rein. Die Masseverbindung an der letzten Kerze zum Motorblock entfällt ersatzlos. Im Armaturenbrett arbeitet weiterhin der Salzstreuer als Vorglühkontrolle.
Für diese Kerzen gibt es auch ein spezielles Relais. Dann glühen die Kerzen beim Start noch einen Moment weiter. Dann müsste aber wohl auch der Salzstreuer gegen eine elektronische Kontrollleuchte gewechselt werden, was einfach stillos wäre! Normalerweise lässt man das alte Relais der normalen Kerzen drin. Das funktioniert wunderbar. Angeblich sind die Schnellglühkerzen auch leistungsfähiger (also besseres, nicht nur schnelleres Vorglühen) als die normalen Kerzen.
Über besondere Probleme beim fahren mit PÖL habe ich keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich da schon mal an meine letzte Fritten denke...
Hat man einen kritischen Motor der im Winter nicht zuverlässig anspringt, sonst aber willig ist, kann der Einbau einer Standheizung helfen. Das Kühlsystem wird dadurch so vorgeheizt, dass für den Motor praktisch Sommerbedingungen herrschen. Auch hierfür braucht man allerdings eine gute Batterie. Vorteil einer Standheizung ist noch, dass der Motorverschleiß im Kaltlauf erheblich reduziert wird. Der vorgewärmte Innenraum und die abgetauten Scheiben sind zusätzlicher Luxus.
So, wollen wir hoffen, dass die Beschreibungen geholfen haben, Dein Problem zu finden. Die Erklärungen können selbstverständlich nicht vollständig sein, beinhalten aber die wichtigsten Problemfelder. Wenn alles nichts hilft würde ich mal tanken gehen... Sinnvolle Ergänzungen sind ausdrücklich erwünscht!
Erstellt am 04.10.2008 von Michael aus Köln