Kombiinstrument - Ausbau, Einbau plus Tipps
Aus /8-KnowHow
Das Kombiinstrument ist nur gesteckt. Es wird also einfach zum Lenkrad hin rausgezogen. Es gibt Ausziehhaken, aber die braucht man wirklich nicht.
Auf der Rückseite steckt die Tachowelle drauf (einfache Schraubhülse) und ein Kombistecker (einfach abziehen). Außerdem ist die Öldruckleitung hier fest. Bei alten Modellen als feine ölführende Leitung, bei neueren Modellen als Kabel (wenn es die feine Ölleitung ist, darf man den Motor nicht starten, bis die Leitung wieder angeschlossen ist, weil hier sonst heftig Öl raus gespritzt wird!).
Diese drei Verbindungen können, wenn das Instrument halb vorgezogen ist, mit der Hand gelöst werden. Vorher bitte unter der Fußmatte (hinter dem Gaspedal) die Tachowelle etwas lockern, denn sie braucht ein wenig Spiel, um das Kombiinstrument nach vorne ziehen zu können. Außerdem sieht man noch zwei kleine weiße Leitungen. Diese sind Lichtleiter für die Heizungsbeleuchtung (erst ab August 1969). Beide einfach abziehen. Bei Automatik gibt es noch einen kleinen Drahtzug von der Ganganzeige (wie der abgeht weiß ich nicht).
Sind alle Leitungen gelöst, Kombiinstrument einfach nach vorne abziehen. Eventuell beim Rausziehen Lenksäule mit Tuch gegen Kratzer schützen.
Aber Achtung!
Wenn man noch die alte, nicht elektrische Wassertemperaturanzeige eingebaut hat, dann ist das dünne Kapillarrohr, das zum Sensor im Motorblock führt, fest mit der Temperaturanzeige verbunden.
Die nicht elektrische Anzeige erkennt man daran, dass sie nach Abstellen der Zündung noch weiterhin die jeweilige Kühlmitteltemperatur im Motorblock anzeigt. (Die elektrische Anzeige fällt dagegen bei "Zündung aus" in ihre Ausgangsstellung zurück).
Das Kapillarrohr ist mit einem silbrigen Drahtgeflecht überzogen und hat an seinen beiden Enden Knickschutz aus Gummi drauf.
Ausbau-Alternative 1:
Zum kompletten Ausbau des Instruments muss man dazu nach dem halb Herausziehen erst die Temperaturanzeige ausbauen, bevor man es ganz herauszieht. Wehe wenn das Kapillarrohr beschädigt wird, denn dann muss man den gesamten Strang Temperatursensor, Kapillarrohr und Temperaturanzeige als ein einziges "Bauteil" wechseln.
Ausbau-Alternative 2:
Das Kapillarrohr hat noch Reservelänge unter dem Armaturenbrett und im Motorraum. Dadurch kann das Kombiinstrument ein Stück herausgezogen werden. Um das Kombiinstrument komplett zu entfernen, muss man das andere Ende des Kapillarrohres aus dem Motorblock (links zwischen zwei Zündkerzen) lösen. Im Zylinderkopf ist der Fühler mit einer Überwurfmutter befestigt!
Das bedeutet, dass wenn man diese Mutter löst , darauf achten ,dass sich der Fühler mit dem Kapillarrohr nicht mitdreht! Erst wenn die Mutter vollständig gelöst ist, den Fühler mit einer Zange oder ähnlichem greifen und vorsichtig hin und her bewegen, bis man ihn herausziehen kann.
Danach kann das Rohr durch die Spritzwand in den Innenraum zurück gezogen werden. Dabei darf das Kapillarrohr nicht geknickt werden. In dem Rohr ist Alkohol, wenn der raus ist war es das!
Hier ein Foto, das den Anschluss des Kapillarrohres an die Temperaturanzeige zeigt (allerdings ist hierbei der Gummi-Knickschutz nicht bis zum Instrument aufgesteckt):
Hier zwei Fotos, die den Ausbau des Instruments an Hand eines Beispiels mit elektrischer Temperaturanzeige illustrieren. (Deshalb fehlt in den Fotos das Kapillarrohr, das zur Temperaturanzeige führt):
Beim Wiedereinbau bitte auf saubere Verlegung der Tachowelle achten, weil sie sehr schnell reißt, wenn sie geknickt oder gequetscht wird. Wer unsicher ist kann auch am Getriebe mit einer Schraube die Tachowelle ganz lösen und hinterher wieder fest machen.
Ein paar Klassiker beim Kombiinstrument:
A) Ausfall Instrumentenbeleuchtung
Das Licht wird über ein Drehpotentiometer gedimmt. In 99 % aller Fälle liegt es an diesem Dimmer im Tacho. Das ist ein Poti nach guter alter Bauart und hat noch ne richtige Drahtwendel hinten dran. Wenn diese Wendel korrodiert ist, gibt`s keine Funzelei mehr. Versuche zunächst mal, durch permanentes Hin- und Herdrehen, den Kontakt wieder herzustellen. Meistens funzt das! Ansonsten Tacho ausbauen und das weiße Porzellan-Teil abschrauben und gründlich reinigen. Außerdem kann hier Kontaktspray zumindest auf Zeit das Problem beheben. Die Heizungsbeleuchtung hängt an der Tachobeleuchtung mit Glasfaser-Lichtleitern dran, die ins Tachogehäuse gehen. Das sind die beiden schwarzen "Kabel" mit der Messingbuchse dran. Wenn die Beleuchtung wieder funzt, leuchtet auch wieder die Heizung.
Forumskollege Thomas Merz hat in diesem Thread noch ein paar zusätzliche Reparaturtipps.
A) Ganganzeige Automatik
Das Automatikgetriebe des /8 hat im Kombiinstrument eine Ganganzeige, die über einen kleinen Zug gesteuert wird. Wenn diese verstellt ist kann man das richten: An der Rückseite der Ganganzeige ist eine Rändelschraube bzw. eine Kontermutter und eine Rändelschraube, mit der die Länge des Bowdenzugs eingestellt werden kann. Damit lässt sich die Anzeige nachjustieren.
C) Ausfall Uhr
Beim Verstellen der Uhr wird das mittig auf dem Instrument befindliche Drehrädchen rausgezogen. Wenn danach die Uhr ausfällt ist es nicht wieder richtig eingerastet. Also noch mal rausziehen und darauf achten, dass es richtig zurückspringt. Es gibt übrigens Quarzuhren (dann steht vorne auch "Quarz-Zeit" drauf) und einfache Uhren, die periodisch über einen Magnetzug aufgezogen werden. Eigentlich wenig störanfällig.
D) Tacho / Kilometerzähler
Beim Strich 8 ist dessen Antrieb rein mechanisch, d.h. ein Zahnrad am Getriebeausgang treibt eine Welle an, die wiederum im Tacho das Zählwerk über ein Zahnradgetriebe antreibt und in einer magnetischen Scheibe steckt. Über dieser ist drehbar eine Glocke angebracht, welchee die Tachonadel gegen eine Feder auslenkt. Je schneller sich die magnetische Scheibe dreht, desto kräftiger ist der Mitnahmeeffekt der Glocke - und somit wird die Tachonadel stärker gegen die Feder ausgelenkt. Fotos dazu und weitere detaillierte Beschreibungen in diesem /8-KnowHow Beitrag: Tachowelle bzw. Tachometer machen Geräusche
Wenn der gesamte Geschwindigkeitsanzeiger ausfällt, ist meist die Tachowelle verreckt.
Mögliche Prüfung: Kombiinstrument ausbauen, 4. Gang einlegen und Wagen schieben. Man sieht den kleinen Vierkant der Tachowelle, der ins Kombiinstrument gesteckt war.
Dreht er nicht, ist die Welle platt. Es könnte allerdings auch das kleine Zahnrad am Getriebeausgang defekt sein, dann bekommt die Tachowelle natürlich auch keinen Antrieb.
Der Austausch der Welle ist einfach und ergibt sich aus der Ausbaubeschreibung Kombiinstrument. Bitte auf saubere Verlegung achten!
Es gibt auch den Fall, einer "wackelnden" Tachonadel, die in verschiedenen Drehzahlbereichen mehr oder weniger "wackelt". Die Ursache kann eine schlecht in den Tachometer eingesteckte Tachowelle sein. Manchmal muss man die Welle vom Instrument mehrfach lösen und wieder einstecken und anschrauben bevor sich das Instrument "beruhigt". Mitunter hilft auch Nachschmieren der Tachowelle mit PFTE-Spray (PFTE = Polytetrafluorethylen). Näheres dazu im /8-KnowHow Beitrag Tachowelle bzw. Tachometer machen Geräusche; dort unter Absatz 2 gucken.
Bei einer gebrochenen oder rausgerutschten Tachowelle bliebe die Nadel einfach ständig auf Null.
Denkbar wäre bei "wackelnder" Nadel auch eine Schwergängigkeit oder Hakeln im oberen Bereich der Welle oder im Zählwerk. Die Welle würde dabei etwas zurückbleiben, um dann mit kurzeitig höherer Drehgeschwindigkeit freizubrechen; das aber würde mit so hoher Frequenz erfolgen, dass, wenn überhaupt, nur ein Zittern der Nadel erkennbar wäre.
Häufiger fällt nur der Kilometerzähler und/oder der Tageskilometerzähler aus.
Dann ist die etwas filigrane Zahnradkonstruktion im Tacho defekt. Eine Krankheit bei allen mechanischen Tachos von Mercedes.
Auf den Seiten des vdh findet sich eine ausführliche, bebilderte Anleitung zum Problem.
Hier zusätzlich noch ein Link zur Reparaturanleitung des Kilometerzählers beim W123 Modell. Dessen Tacho ist dem der W114/115 sehr ähnlich.
Und im /8-KnowHow gibt's dazu einen weiteren Beitrag für eine alternative Lösung des Problems: Reparatur des Tachometers & Kilometerzählers
Außerdem gibt es in der Eifel den Herrn Fett. Früher in Köln Niehl, jetzt in der Eifel in Blankenheim, kümmert er sich um Oldtimertachos. Er bietet für alte Daimler die Reparatur zum Festpreis an.
Das Kombiinstrument kann dann per Post zu ihm geschickt werden.
Im Web: fett-electronic.de, er ist auch in EBAY vertreten.
Ich habe mal bei ihm den Tacho eines W124 für 65 Euro inklusive 2 Jahre Garantie machen lassen.
Ergänzung zum Thema "Masse via Tachowelle"!
Komische / dubiose / fehlerhafte / nicht funktionierende Anzeigen im Kombiinstrument resultieren zu 99% aus Kontaktproblemen meistens im Massebereich einschließlich unterbrochener Leiterbahnen auf der Platine oder fehlender Schrauben, die auch dem Kontaktschluss dienen.
Alles, auch wirklich alles Elektrische muss ohne die geringsten Schwankungen und Probleme einzig und alleine nach Anschluß des runden Steckers funktionieren.
Der runde Anschlussstecker hat mehrere Massekontakte. Probleme bzw. der Masseholeffekt über die Tachowelle treten auf, wenn mindestens ein Massekontakt unterbrochen ist - dann kann es teilweise zu dubiosen Reihenschaltungen über die verschiedenen Anzeige- und Beleuchtungslämpchen oder gar Instrumenten kommen.
Wenn Masse über die Tachowelle kommt, ist das ein sicheres Indiz für Massekontakt-Fehler am Rundstecker!
Dieser Tipp stammt von Forumsmitglied "Birgit Kraft" aus diesem Thread
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E) Tachometer-Varianten
Für die /8-er Mercedes existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten.
Insgesamt gab es wohl über alle damaligen Mercedes-Modelle an die 240 Varianten, bedingt durch Modell, Motorisierung, Getriebeart, Jahrgang (Serie), Länderspezifika (km/h, mph), Hinterachsübersetzung...
Sie sind im Prinzip alle baugleich und können rein mechanisch untereinander ausgetauscht werden.
Aber es gibt Unterschiede!
Der wichtigste ist die Wegdrehzahl:
Damit die angezeigte Geschwindigkeit der „wahren“ Geschwindigkeit des Autos entspricht, müssen die Wegdrehzahl des Tachos, die Übersetzung des Differenzials und der Raddurchmesser (14“ bzw. 15“) zusammen passen. Siehe dazu Hinterachsübersetzungen und Wegdrehzahl Mercedes /8
Nimmt man einen Ersatz-Tacho mit höherer Wegdrehzahl als vorgesehen, dann zeigt der Tacho im entsprechenden Verhältnis weniger Geschwindigkeit und weniger gefahrene Kilometer an.
Die Wegdrehzahl ist hinten im Tachogehäuse eingestanzt, z.B. W=0,92
Eine detaillierte Übersicht findet man unter Tachometer-Varianten im /8 (und anderen)
Dazu noch ein paar Skalenbilder einiger Tacho-Varianten aus der W114 und W115 Serie:
Und hier noch ein paar Tachoansichten von /8-"Nachbarn" W108/W109:
Erstellt am 29.3.2007 von Michael aus Köln mit Ergänzungen vom 24.06.2013'', weiter ergänzt Helmut 230.6, 21.09.2023